Liegt es am tristen Wetter? Gerade war wieder so ein Tag mit bösen Nachrichten. Reihum wurde uns klar gemacht, dass uns, was immer wir auch tun, der Tod belauert. Weil er uns früher holen will, als wir das selber möchten. Weil wir ihm helfen, indem wir doof sind. Oder weil uns andere Böses tun.
Meldung Nummer. 1: Laut einer wissenschaftlichen Studie blasen deutsche Kohlekraftwerke irre Mengen Feinstaub und zu viele giftige Gase in die Luft. Es gebe den “Tod aus dem Schlot”. 3100 Menschen pro Jahr müssten wegen dieser Kraftwerke vorzeitig sterben.
Es ist gut, dass eine Umweltorganisation wie Greenpeace auf Gefahren aufmerksam macht. Das führt im besten Fall dazu, dass Anlagen getestet, nachgerüstet oder abgeschaltet werden. Wenn man sich aber die gesamte Palette der Umwelt und Lebensmittelskandale hinzudenkt, stellt sich schon die Frage, wieso wir hier auf Erden überhaupt noch die Umwelt verschmutzen können. Und wie es sein kann, dass diese Gesellschaft immer älter wird. 80 Jahre ist das Durchschnittsalter beim Sterben. Viel mehr Senioren als früher sind unverschämt gut drauf. Es gab Zeiten, da saß Opa mit 70 erschöpft in seinem Lehnstuhl. Heute sitzt er auf dem Rennrad oder belästigt jüngere Menschen mit seiner Fröhlichkeit.
Meldung Nummer 2: Drogen gefährden Ihre Gesundheit. Da mahnt die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren, dass die Deutschen jedes Jahr 136,9 Liter alkoholische Getränke saufen, also sozusagen eine volle Badewanne leerschlürfen. Dabei würden schon kleine Mengen Alkohol den die Lebenserwartung senken. Mag sein, aber trotzdem: Es kommt doch bei Drogen, wie immer im Leben, auf die Menge an. Wer sich dauernd sinnlos zusäuft oder mit anderen Giften zuballert, darf sich nicht wundern, wenn seine Leber oder Nieren irgendwann kündigen. Aber ich mag nicht an segensreiche Abstinenz glauben. Alkohol löst keine Probleme. Milch vielleicht?
Ich will bestimmt nicht in Schnapsromantik verfallen. “Weniger ist besser” ist immer ein guter Hinweis. Wenn das aber so ist, warum darf die Nachrichte, dass die Deutschen pro Jahr im Durchschnitt 149 Liter Kaffee auf der Wirtschaftsseite meiner Zeitung stehen? Ganz ohne Ermahnungen besorgter Internisten.
Wir sollten bedenken: Unser Todesrisiko liegt bei 100 Prozent, beginnend bei der Geburt. Wann es soweit ist, können wir nur bedingt beeinflussen. Wir werden ja ständig vom Tod belauert. Meine Strategie für heute sieht so aus: Ich nehme ein Glas guten Rotwein und zeig’ ihm eine lange Nase. Vielleicht sogar in der Badewanne.